Bilder, die man mit sich trägt. Diese Bilder müssen wohl das Ergebnis meiner Lebensgeschichte sein. Sie sind Ausdruck der Erlebnisse, die mich berührt haben und in mir versunken sind. Einige ganz tief, ganz dunkel und vage umrissen, andere bunt und präsent, klar und nahe der Oberfläche, nur ein paar Zentimeter weit im Unbewussten. Ein wehmütiges Gefühl begleitet ihre Wiederkehr – diese Zeiten sind vorbei – das Leben geht weiter.

„I really like how people contain their time, in their faces“, sagte Elizabeth Peyton in einem Interview.

Die Bilder sind mein Schatz in einer Truhe, die sich unerwartet öffnen kann. War es ein Film aus Kindheitstagen, waren es Begegnungen mit Sandkastenfreunden, das wiedergefundene Album mit Familienfotos, das Aussortieren lange abgelegter Kleider? Der tägliche Weg zur Arbeit durch die Stadt, vorbei an wenig bemerkenswerten grauen und vernachlässigten Straßenhäusern. Warum brennt er sich in das Hirn ein wie ein visueller Ohrwurm, so dass ein Bild daraus wird, das ich malen muss. Wer weiß es so genau, wie alle bewussten Erinnerungen und eher wolkenhaften Erscheinungen zusammenwirken und zu diesen Bildern führen?

Plötzlich sind die Bilder einfach da und machen sich breit. Wer kennt das nicht? Eine Gelegenheit, sich die Bilder vorzunehmen, sie fest zu malen, zu hinterfragen, farblich, kompositorisch, mit flüchtiger oder kräftiger Pinselführung, mit Wut, Angst oder Freude neu zu füllen und haltbar zu machen und ins Bewusstsein zu holen, für mich selbst und den Betrachter als Schlüssel zu eigenen Bildern. Welche Bilder entstehen dabei? Sind es ähnliche wie die gemalten? Bilder, die man mit sich trägt. (Text: Astrid Blohme)